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04.04.2019 | Hauptversammlung 2019
Klimaneutrale Hauptversammlung:
BDF pflanzt 500 Bäume in Argenthal
und der BDF appelliert an die Politik und Gesellschaft:
"Helft den Forsleuten, damit diese dem Wald helfen können"
Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt? Dass es bald zu spät sein könnte, den Wald zu retten, zeigte sich auf der BDF-Hauptversammlung Anfang April in Argenthal: Auf den Power-Point-Folien der Referierenden – und in den Gesichtern der Teilnehmenden: „Wir kennen unseren Wald und sehen, was da gerade passiert – aber wenn man Modelle zu möglichen Baumarten sieht, die hier noch gut wachsen können, wenn man von anderen Kolleginnen und Kollegen hört, dass selbst dort, wo man es nicht erwartet hätte, auch hektarweise Douglasien krank sind, dass zig Eichen befallen werden und so weiter – und wenn man dann so ein Diagramm vor Augen hat, wie das Klima künftig vor der Haustür ist, dann bekommt man Angst. Ich habe Angst um unseren Wald“, sagte eine der über 200 Teilnehmenden des öffentlichen Teils der Veranstaltung nach dem Festvortrag von Dr. Ulrich Matthes, Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen RLP.
Er zeigte, an welchen Standort welche Baumart künftig eine Chance haben könnte. Eine hundertprozentige Sicherheit gäbe es aber nicht, niemand von uns habe ein solches Szenario erlebt. Eine Sicherheit, dass es Zeit zu handeln ist, gibt es aber definitiv: Der Wald ist in Gefahr.
Als Zeichen, dass es dem BDF RLP ernst ist, pflanzt der Landesverband im Herbst 500 Bäume in der Gemeinde Argenthal. Somit ist die Hauptversammlung klimaneutral.
Jochen Raschdorf, BDF-Vorsitzender in RLP appellierte an die Politik, den Wald zu unterstützen – auch die, die mit ihm arbeiten: „Alle brauchen den Wald – wir Forstleute brauchen mehr Personal, gute Arbeitsbedingungen – unter anderem mit einer angemessenen KFZ-Entschädigung, und eine bessere Bezahlung der Tarifbeschäftigten, etwa, durch Höhergruppierung. Auch die Besoldung der Beamten soll sich schrittweise erhöhen.“ Die Personalzielzahl, die Landesforsten RLP vor einigen Jahren ausgegeben hätte gelte für den Normalbetrieb – in Katastrophenzeiten sei definitiv mehr Personal nötig.
Auch Matthias Schmitt vom BDF-Bundesverband sagte: „Wir haben die Leidenschaft, das Know-How und den Willen. Und wenn wir bundesweit 10.000 mehr Forstleute haben, dann schaffen wir das auch.“ Er forderte gleichzeitig alle dazu auf, die Leiden des Waldes in der Öffentlichkeit zu kommunizieren – und dass wir Forstleute dem Wald helfen und weiterhin helfen können.
„Wir retten Banken oder die Automobilindustrie – mit der Begründung, dass sie systemrelevant sind. Wann retten wir den Wald?“, stellte Thomas Kopp, Vorstandsmitglied im BDF RLP als Frage in die gut gefüllte Halle und bekam für seinen Impuls langanhaltenden Applaus. Denn: 32 Prozent der Fläche in Deutschland ist mit Wald bedeckt. Die oberirdische Biomasse speichert in Rheinland-Pfalz 274 Mio. Tonnen Kohlendioxid. Im Cluster Forst und Holz sind deutschlandweit 1,1 Millionen Menschen beschäftigt – mehr als in der Automobilindustrie. „Ist die Anzahl der Arbeitsplätze das Kriterium für Systemrelevanz? Dann müsste der Wald gerettet werden. Letztendlich müssen wir die Frage beantworten: Können wir ohne den Wald leben?“
„Die Erde hat Fieber- und der Wald hat Atemnot“, sagte Staatssekretär Dr. Thomas Griese in seinem Grußwort und brachte zum Ausdruck, dass die Erhaltung des Waldes in Zeiten des Klimawandels höchste Priorität habe. Er forderte, die Energie-, die Verkehrs– und eine Materialwende umzusetzen und verstärkt auf Holz als Baustoff zu setzen. Er appellierte dabei vor allem an die Bundesregierung die Klimaziele von Paris mit entsprechenden Handlungen ernst zu nehmen. So sei Deutschland nicht nur Braunkohleweltmeister, sondern weltweit auch der sechstgrößte Emittent von CO2.
Georg Wilhelm, Waldbaureferent aus dem rheinlandpfälzischen Forst-Ministerium machte vor allem auf den Artenverlust aufmerksam. Er plädierte für eine Kombination aus Naturverjüngung mit punktuellen Pflanzungen klimastabilerer Baumarten, um der Natur Dynamik zu verleihen – und somit Chance auf Anpassung und Selbstregeneration des Ökosystems Wald.
Weitere Grußworte hielten: FDP-Politiker Marco Weber, Dr. Michael Hüttner (SPD), Andreas Hartenfels (Bündnis 90/ Die Grünen) und Michael Billen (CDU) sowie der Bürgermeister der Gemeinde Argenthal, Heinz-Otto Kretzschmar. Christian Keimer stellte sich dem Publikum als neuer Vorsitzender des Waldbesitzerverbands RLP vor, er vertritt rund 16.000 Waldbesitzende in RLP.
Im internen Teil der Veranstaltung wurde nach dem Bericht des Kassenführers Helmut Baaden und des Kassenprüfers Werner Häuser der Vorstand einstimmig durch die 92 anwesenden Mitglieder entlastet.
Bilder: Magdalena Fröhlich
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